Die Auswirkungen von Corona auf die Berliner Wirtschaft zeigen sich zunehmend auch in der Ausbildung. In einigen Branchen wie dem Hotel- und Gaststättengewerbe oder der Veranstaltungstechnik geht derzeit so gut wie nichts. Doch was tun, wenn der Betrieb geschlossen und die Geschäftstätigkeit eingestellt ist? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine davon ist die Verbundausbildung. "Corona können wir nur mit Flexibilität und neuen Denkansätzen begegnen", ist Silke Richter, Bereichsleiterin Ausbildungsberatung bei der IHK Berlin deshalb überzeugt. "Nicht alle Branchen sind gleichermaßen betroffen. Mit der Verbundausbildung verfügen wir über ein modernes Tool, das sich auch berufs- und branchenübergreifend einsetzten lässt."
Bei der Verbundausbildung übernimmt ein Unternehmen die Ausbildungsinhalte, die der ausbildende Betrieb selbst nicht abdecken kann. Normalerweise stammen beide Betriebe aus derselben Branche. Das muss aber nicht sein. Häufig reicht ein genauerer Blick in die Verordnung des jeweiligen Berufes, um festzustellen, dass Ausbildungsinhalte auf Unternehmen anderer Branchen übertragen werden können.
So sind Lagerhaltung und Kundenkommunikation in gastgewerblichen Berufen oder kaufmännische Inhalte in vielen weiteren Berufsbildern enthalten. Die relevanten Kompetenzen können aber durchaus in anderen betrieblichen Zusammenhängen, wie z.B. in der Logistik, im Handel oder bei Steuerberatern, von den Azubis angeeignet werden.
Verbundausbildung, auch für die Vorbereitung auf praktische Prüfungen, kann benso mittels digitaler Angebote von spezialisierten Dienstleistern umgesetzt werden. Damit können arbeitsvorbereitende Aspekte der Ausbildung durch Online-Aufgaben und -Chats mit den Ausbildern abgedeckt werden, bevor es an das konkrete Anwenden von technischen Einrichtungen geht.
Für selbstständige Anbahnung von Verbundausbildungen steht die Online-Plattform Marktplatz-Verbundausbildung.de zur Verfügung. Hier können sich Unternehmen registrieren, die selbst als Verbundpartner für anderer Unternehmen zur Verfügung stehen oder es kann nach Ausbildungspartnern gesucht werden.
Wir freuen uns sehr darüber, dass die Frisch & Faust Tiefbau GmbH einen besonderen Ausbildungsverbund mit Contorion eingegangen ist.
Dabei tauschte der Auszubildende Kaufmann für Marketingkommunikation Martin Rösnick für einige Tage seinen Büro-Arbeitsplatz am Laptop gegen eine Baustelle, um das Thema Kundenbeziehungen, hier speziell zu Fachleuten des Bauwesens, zu vertiefen.
Laptop und Schaufel, (online-)Handel und Baustelle - die Wege der Berufsausbildung sind heutzutage so spannend und vielfältig wie nie zuvor. Kompetenzen werden an ganz unterschiedlichen Lern- und Arbeitsorten erworben und eingesetzt. Sie bringen sowohl die zukünftigen Fachkräfte - egal mit welchem Schulabschluss in die Ausbildung gestartet - als auch die Unternehmen voran.
Mit unserem deutschlandweit einmaligen Projekt spüren wir Potentiale & Trends für die Initiierung & Umsetzung von Verbundausbildung auf. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um einen obligatorischen Verbund handelt, weil nicht alle Ausbildungsinhalte im Betrieb selbst vermittelt werden können oder ob zusätzliche Inhalte im Sinne einer attraktiveren Gestaltung von Ausbildung integriert werden sollen.
Sowohl Contorion als auch Frisch & Faust bleiben als unsere Partner aktiv: Contorion bietet in den kommenden Monaten für unterschiedliche Handwerks- und Industrieberufe Azubi-Schulungen mit neuester Technik, aber auch im online-Handel an. Frisch & Faust steht als Verbundpartner für die Ausbildung von Bauzeichnern eines Ingenieurbüros zur Verfügung.
Dem angehenden Kaufmann für Marketingkommunikation Martin Rösnick wünschen wir, dass er eine erfahrungsreiche Zeit bei den Baustellen-Profis erlebt hat, die er später zielgerichteter als Marketing-Profi ansprechen an.
Seit Sommer 2014 unterstützen wir die Fa. Schmidt-Elsner Baumaschinen bei ihren Ausbildungsaktivitäten.
Alles begann bei einer unserer ersten Netzwerkveranstaltungen. Dort äußerte Geschäftsführerin Tracy Schmidt-Elsner erstmals, dass ihr Unternehmen nach einigen Jahren der „Abstinenz“ wieder Nachwuchskräfte ausbilden möchte.
Der erste Schritt war getan. Es erfolgte die Kontaktvermittlung durch Gaby Brandstetter, in unserem Team zuständig für die kaufmännischen Berufe, zur Ausbildungsberatung der IHK Berlin, da eine aktuelle Eignungsfeststellung für den Beruf Kaufmann/-frau für Büromanagement erfolgen musste. Entgegen der Vermutung von Frau Schmidt-Elsner können im Unternehmen alle Ausbildungsinhalte des Berufes vermittelt werden, so dass eine Verbundausbildung hier nicht notwendig ist. Über unseren Netzwerkpartner ComFort Schulungszentrum GmbH wurde dann auch ein geeigneter Bewerber vermittelt und die Ausbildung startete zum 01.09.2015 und läuft nach wie vor erfolgreich.
Dieser erste positive Kontakt ermutigte Frau Schmidt-Elsner, auch hinsichtlich der technisch-gewerblichen Ausbildung neue Schritte zu gehen. Als geeigneter Beruf wurde auf der Grundlage des Geschäftsfeldes und durch intensive Beratung mit unserer Technik-Spezialistin Marina Konieczny der Land- und Baumaschinenführer ausgemacht. Auch hierfür bedurfte es der Eignungsfeststellung durch die IHK Berlin. Im Gegensatz zum kaufmännischen Beruf wurde nun – im Juni 2016 – eine Ausbildungsberechtigung mit Auflagen ausgesprochen. Der Azubi kam ebenfalls aus der Betreuung des ComFort Schulungszentrums und Frau Schmidt-Elsner setzte ihre zweite Ausbildungsidee im Herbst 2016 in die Tat um.
Da der Land- und Baumaschinenmechatroniker ein recht selten ausgebildeter Beruf in Berlin ist, stand Marina Konieczny vor der spannenden Aufgabe, Partner für die Vermittlung von speziellen Ausbildungsinhalten zu finden. Die Rechercheaktivitäten hier im Einzelnen aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Letztlich konnten die TÜV Rheinland Akademie GmbH sowie das Zentrum für Gewerbeförderung Götz der Handwerkskammer Potsdam gewonnen werden. Letzteres ist eine Besonderheit, da ein Unternehmen oder ein Ausbildungsdienstleister für die Vermittlung der Spezifika z.T. gewaltiger Land- und Baumaschinen in Berlin nicht zur Verfügung standen. Bei Bedarf kann auch die Autodienst Pistoriusstraße ADP GmbH noch als Partnernunternehmen hinzugezogen werden.
Die Beantragung der vom Land Berlin u.a. für Verbundausbildung bereitgestellten Fördermittel, die inhaltliche Gestaltung der Kooperationsverträge sowie die organisatorische Begleitung der Ausbildung sind Teile unseres Services.
Dieses Beispiel verdeutlicht, wie wichtig die Unterstützung der kleinen und mittelständischen Unternehmen auf dem Weg in die und manchmal auch durch die Ausbildung ist, insbesondere wenn Verbundausbildung als Modell gewählt werden muss, weil das Unternehmen zu klein oder spezialisiert ist. Wir als Branchenkennerinnen und Netzwerkerinnen im Feld der Berufsausbildung in Berlin bieten diesen Service, gefördert durch das Land Berlin.